New Work im Ehrenamt

Wenn man „New Work“ in eine beliebige Suchmaschine eingibt, findet man sich schnell in einem Dschungel aus Begriffen und Schlagworten aus dem Personalbereich wieder. Da ist es schwer, relevante (und verlässliche) Informationen von kommerziellen Absichten zu unterscheiden. Um euch die Suche etwas zu erleichtern, möchten wir in diesem Blogartikel die Prinzipien von New Work genauer betrachten, deren Vorteile für die Ausübung eines Ehrenamts diskutieren und Ansätze für eine mögliche Implementierung in Unternehmen geben.

Was ist New Work?

Das Konzept von New Work wurde in den 1970er Jahren von dem Philosophen und Soziologen Frithjof Bergmann entwickelt. Es geht darum, die Arbeitswelt zu revolutionieren und auf die veränderten Bedürfnisse der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer einzugehen. Das Ziel von New Work ist es, eine Arbeitskultur nach den sich ändernden Anforderungen der Gesellschaft, insbesondere der jüngeren Generationen, zu schaffen. Im Zentrum von New Work stehen die  Prinzipien

  • Selbstbestimmung

Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer sollen die Möglichkeit haben, ihre Arbeit selbst zu gestalten und eigenverantwortlich zu arbeiten.

  • Flexibilität

Arbeitszeit und -ort sollen flexibel gestaltet werden, um eine bessere Work-Life-Balance oder Work-Life-Integration zu ermöglichen.

  • Kreativität

Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer sollen die Möglichkeit haben, kreativ zu arbeiten und ihre Fähigkeiten und Ideen einzubringen.

  • Partizipation

Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer sollen verstärkt an Entscheidungen beteiligt werden und eine Stimme in der Organisation haben.

  • Zusammenarbeit

Zusammenarbeit und Teamwork werden gefördert, was die Innovationskraft der Organisation steigert.

Durch die Anwendung dieser Kernwerte soll ein attraktiveres Arbeitsumfeld geschaffen werden, doch wie bei so vielen Konzepten gilt es auch hier, die individuellen Voraussetzungen des Unternehmens oder der Organisation zu berücksichtigen. New Work vereint Praktiken des agilen Arbeitens, wie Remote Work, Kollaboration, Digitalisierung und Vereinbarkeit von Beruf und Privatem (Work-Life-Integration). In vielen Bereichen von New Work stehen Arbeitnehmer*innen im Fokus sowie eine gesunde Arbeitnehmer-Arbeitgeber-Beziehung und eine sinnstiftende Aufgabe im Job. Diese Eigenschaften kommen auch der Ausführung von ehrenamtlichen Tätigkeiten zugute.

New Work als Katalysator für ehrenamtliche Tätigkeiten

New Work ist kein statisches Konzept, sondern ein Feld, in dem stets neue Entwicklungen auftreten. In sozialen Medien wie LinkedIn, Xing, TikTok und Instagram sind immer wieder neue Trends und Buzzwords zum Thema New Work zu finden. Während Begriffe wie “Remote Work”, “Coworking” und “Digitalisierung” schon zum allgemeinen Wortschatz gehören, kommen stetig neue Formulierungen hinzu. Generell lassen sich die Inhalte dennoch auf die oben genannten Werte zurückführen und werden immer häufiger von der jüngeren Generation, insbesondere der Gen Z, welche nun nach und nach dem Arbeitsmarkt beitritt, eingefordert. 

Einige aktuelle Trends lassen sich gut mit den Anforderungen, die die Begleitung eines Ehrenamtes mit sich bringt, vereinen und bieten sogar für Arbeitgeber einige Vorteile.

Verbesserung der Employee Experience

Die Employee Experience ist der sogenannten “Customer Journey” aus dem Marketingbereich angelehnt. Mitarbeitende werden als Kund*innen betrachtet, die Erfahrungen an unterschiedlichen Berührungspunkten mit einem Unternehmen machen. Auf allen Stufen sollte das Unternehmen Rücksicht auf die Bedürfnisse zukünftiger, aktiver und ehemaliger Mitarbeitenden nehmen, da diese einen großen Einfluss auf die Reputation des Unternehmens als Arbeitgeber haben. Immer mehr Menschen legen einen erhöhten Wert auf eine gesunde Beziehung zu ihrem Arbeitgeber, da sie den Großteil ihres Alltags dort verbringen. Auch die Sinnhaftigkeit der Tätigkeiten spielt für Arbeitnehmer*innen eine zunehmend wichtigere Rolle. Zugegebenermaßen sind die wenigsten Aufgaben auf Dauer aufregend oder es fehlt irgendwann einfach etwas Abwechslung im Berufsalltag.

Eine Möglichkeit, die Employee Experience zu verbessern, bietet die Zusammenarbeit mit gemeinwohlorientierten Organisationen oder Corporate Volunteering. Mitarbeitenden stehen hierbei eine vereinbarte Anzahl an Arbeitsstunden zur Verfügung, die sie für ehrenamtliche Tätigkeiten nutzen können, während sie weiterhin bezahlt werden. Dadurch kann das Engagement in der Belegschaft unmittelbar gesteigert und die Ausübung eines Ehrenamtes zugänglicher gemacht werden. 

Vorbeugen von Quiet Quitting

Eine Folge von negativen Erfahrungen im Unternehmen oder großer Unzufriedenheit kann Quiet Quitting sein, also eine innerliche Kündigung, ohne dabei tatsächlich zu kündigen. Unternehmen stoßen auf erhebliche Probleme, wenn Arbeitsaufgaben unzureichend erledigt werden und eine Neubesetzung der Stelle nicht möglich ist. Aus Sicht der Arbeitnehmenden kann sich ein frustrierender Job zudem negativ auf die mentale Gesundheit auswirken. Merkmale für Quiet Quitting können beispielsweise eine geringe Motivation oder viele Fehltage sein. Die Ausführung eines Ehrenamtes (und die aktive Unterstützung seitens des Arbeitgebers) kann zu mehr beruflicher Erfüllung beitragen und somit auch der eigentlichen Arbeitsstelle wieder mehr Sinn verleihen. Die Folge sind eine größere Zufriedenheit im Berufsleben, eine bessere Employee Experience und das Vorbeugen von Quiet Quitting. 

Weg mit Anti-Perks und Non-Benefits

Viele Unternehmen versprechen neben dem Gehalt sogenannte Benefits (engl. perks) im Job. Dies können beispielsweise ein Geschäftswagen, ein Jobticket, Vergünstigungen für Fitnessclubs, kostenlose Snacks und Kaffee, oder eine betriebliche Altersvorsorge sein. Doch für manche sind einige Benefits gar keine Benefits, sondern werden eher als Voraussetzung für ein faires Arbeitsumfeld gesehen. Non-Benefits sind ein aktuell stark diskutiertes Thema, was besonders zwischen den unterschiedlichen Generationen zu Konflikten führen kann.

Wichtig bleibt dabei zu sagen, dass jede*r Arbeitnehmer*in für sich selbst entscheiden sollte, welche Benefits wichtig und wertvoll sind. Besonders da sich die Bedürfnisse im Laufe des Lebens stark ändern können, ist die Wahl zwischen verschiedenen Benefits eine Möglichkeit, für alle Altersgruppen echte Benefits zu schaffen. Ob nun auch ein „freundliches Betriebsklima“, „flache Hierarchien“ oder „Weiterentwicklungsmöglichkeiten“ als Benefits zu verstehen sind, bleibt fraglich, da dies auch einfach Charakteristika des Unternehmens sein können. Für engagierte Leute kann ein Ehrenamt, oder die Möglichkeit, ein solches gut mit dem Berufsalltag zu vereinen, allerdings wirklich ein Benefit sein. 

Raus aus der Hustle Culture

Unter Hustle Culture versteht man die Einstellung, hart arbeiten zu müssen, um beruflich erfolgreich zu sein. Besonders jüngere Generationen kritisieren diese Art des Arbeitslebens, da übermäßig viele Arbeitsstunden und ein hoher Arbeitsdruck zu Burnout führen können. Junge Arbeitnehmer*innen legen immer mehr Wert auf Selbstbestimmung und eine ausgeglichene Work-Life-Balance. Sie verzichten teilweise auf ein höheres Einkommen durch mehr Arbeitsstunden, um mehr Zeit für sich, Familie oder Hobbys zu haben. Wie bereits die Anti-Perks ist dies ein umstrittenes Thema zwischen den Generationen, da sich die Erwartungshaltungen an die Arbeitswelt unterscheiden. Besonders die Kreativität leidet unter einer solchen Hustle Culture, wenn das Erreichen von quantitativen Zielen im Vordergrund steht und den Arbeitnehmer*innen kein Freiraum für eigene Ideen gegeben wird.

Da Freiwilligenarbeit, wie der Name schon sagt, auf freiwilliger Basis geleistet wird, ist sie weniger von einer Hustle Culture an sich betroffen. Allerdings ist es eine hohe Belastung für Freiwillige, wenn sie neben ihrem Ehrenamt hohe Erwartungen im Berufsleben erfüllen müssen. Hier könnten mehr Flexibilität und Freiheiten im Berufsalltag gegensteuern. 

Flexibilität durch Deskless Working als Digital Nomads

Immer mehr Unternehmen tendieren dazu, Shared Desks oder Deskless Working anzubieten und damit den Arbeitsplatz flexibel zu gestalten. Arbeitnehmer*innen haben keinen fest zugewiesenen Schreibtisch mehr, sondern können von überall arbeiten, sei dies im Homeoffice, in einem Café oder Coworking Space, oder sogar im Ausland – als sogenannte Digital Nomads. Das Konzept von Deskless Working adressiert insbesondere die Prinzipien der Selbstbestimmung und Flexibilisierung des Arbeitsplatzes. Ein flexibles Arbeitszeitmodell oder eine flexible Arbeitsplatzgestaltung ermöglichen es Arbeitnehmer*innen, die Ausübung ehrenamtlicher Tätigkeiten besser in den Alltag zu integrieren, ohne ihre beruflichen Verpflichtungen zu vernachlässigen. Im Sinne von New Work können Remote- und Deskless Working oder Arbeitszeitkonten helfen, das Arbeitsumfeld anpassungsfähiger zu gestalten. Auch die Reduzierung der gesamten Arbeitszeit geben Arbeitnehmer*innen die Chance, mehr Zeit für ein Ehrenamt aufzubringen.

Skill-Sharing is Caring

Bei Skill-Sharing werden Wissen und Fähigkeiten im Unternehmen oder innerhalb einer Branche geteilt, um das Potenzial der gesamten Organisation zu maximieren. Zusammenarbeit steht hier über individuellem Erfolg und spielt eine wichtige Rolle für New Work. Skill Sharing erlaubt eine flexible Teamzusammensetzung, indem Projekte je nach Anforderungen mit unterschiedlichen Personen besetzt werden, die aufgrund ihrer Kompetenzen ausgewählt sind.

Dieses Prinzip kommt nicht nur gemeinwohlorientierten Organisationen zugute, sondern ist auch ein wertvolles Instrument für Freiberufler und Remote-Arbeitende. Durch Skill-Sharing erlangst du ständig neue Erkenntnisse und erweiterst dein Portfolio. Indem du dich in neu formierenden Teams engagierst, vergrößerst du kontinuierlich dein Netzwerk und erschließt neue Arbeitsmöglichkeiten.

Was nehmen wir daraus mit?

Mehr Flexibilität bedeutet glücklicher arbeiten

New Work ist ein Konzept, das die Bedürfnisse der modernen Arbeitswelt wiedergibt und auf sie eingeht. Besonders in den letzten Jahren und durch die Pandemie hat sich die Art, wie Menschen arbeiten, verändert. Unternehmen müssen aktuelle Entwicklungen berücksichtigen, um zukünftig Mitarbeitende zu akquirieren und langfristig zu halten. New Work bedeutet aber auch, dass Mitarbeitende verstärkt Erwartungen an ihr Arbeitsumfeld haben, welche nicht ausschließlich von einem hohen Einkommen, sondern auch von der Beziehung zum Arbeitgeber, der Sinnhaftigkeit der Aufgaben sowie einem hohen Mitbestimmungsgrad beeinflusst werden.

Zusammenfassend kann die Ausübung eines Ehrenamts während der Arbeitszeit sowohl für Arbeitnehmerinnen als auch für Arbeitgeber zahlreiche Vorteile bieten. Es kann die Employee Experience verbessern oder sogar Quiet Quitting vorbeugen, die soziale Kompetenz und das Netzwerk der Mitarbeiter*innen erweitern und Kreativität fördern. Für Arbeitgeber führt dies zu einer höheren Arbeitszufriedenheit, stärkeren Mitarbeiterbindung und langfristig zu Kosteneinsparungen. Darüber hinaus entwickeln Mitarbeiter*innen wertvolle Soft Skills, die die Arbeitsleistung und Teamarbeit verbessern. Die Ausübung eines Ehrenamtes bietet zudem mehr Freiraum für Kreativität und das Austesten persönlicher Fähigkeiten in einem anderen Kontext. Das gesellschaftliche Engagement des Arbeitgebers stärkt das Unternehmensimage und die Work-Life-Balance der Belegschaft, während ehrenamtliche Aktivitäten den Teamzusammenhalt fördern. Insgesamt profitieren Unternehmen von einer verbesserten Arbeitsleistung, Mitarbeiterbindung und einem positiven Image durch die Integration von Ehrenämtern in den Arbeitsalltag.

Wenn du noch weitere spannenden Blogartikel zum Thema New Work lesen möchtest, dann klicke hier.

Was hältst du von dem Konzept? Schreibs uns gerne in die Kommentare.

Nach oben scrollen