
Wir von Fairlinked haben uns kürzlich dem Code of Good Practice verpflichtet. Heute erklären wir, um was es dabei geht und welchen Mehrwert ein solcher Code für alle Beteiligten bietet. Was ihr von diesen Richtlinien für eine gemeinwohlorientierte Digitalisierungsberatung habt, erfahrt ihr im folgenden Blog.
Doch erst einmal von vorne: Digitalisierung soll Organisationen helfen, Mitarbeitende und Ehrenamtliche bei ihrer Arbeit zu unterstützen. Arbeitsprozesse können vereinfacht und Arbeitsbedingungen können flexibler gestaltet werden, um das verfügbare Engagement gemeinwohlorientiert einzusetzen. Um ein Digitalisierungsvorhaben effektiv umzusetzen, bedarf es oft Hilfe von Beratungsunternehmen. Doch woran lässt sich eine seriöse, auf die individuellen Bedürfnisse passende Beratung erkennen? Für Vereine, Non-Profits und andere ehrenamtliche Organisationen bedeutet dies, dass der Beratungsprozess insbesondere mit deren Arbeitsweise und Strukturen vertraut ist. Doch nicht jede Beratung erfüllt diese Anforderungen erfolgreich. Möglicherweise kennen gemeinnützige Organisationen die Prozesse nicht oder arbeiten vorwiegend mit wirtschaftlich orientierten Unternehmen zusammen. Zuletzt müssen bei der Beratung ein möglicherweise eingeschränktes Budget oder Vorgaben zur Mittelverwendung berücksichtigt werden.
Aus diesen Gründen soll der Code of Good Practice eine Orientierung für Organisationen sein, welche Beratungsunternehmen sie für ihre Zwecke zur Seite ziehen möchten.
Was ist der Code of Good Practice?
Im Allgemeinen ist der Code of Good Practice eine Reihe von Richtlinien. Sie regulieren das Verhalten von Personen oder Unternehmen in bestimmten Bereichen. Er soll dabei helfen, ethische Standards zu fördern, einheitliche Arbeitsmethoden zu schaffen und das Vertrauen der Öffentlichkeit in die betroffene Branche, hier in die Digitalisierungsberatung, zu stärken.
Es besteht keine rechtliche Bindung, sondern dient überwiegend als Orientierungshilfe. Allerdings können Verstöße gegen den Code öffentlich kritisiert werden, was zu einem Reputationsverlust für die betroffenen Unternehmen führen würde.
In unserem konkreten Fall geht es um den “Code of Good Practice zu Digitalisierungsberatung/- coaching für gemeinwohlorientierte Organisationen”, welcher 2021 ins Leben gerufen wurde. Unter den Organisationen, welche den Code unterstützen, befinden sich unter anderem die Deutsche Stiftung für Engagement und Ehrenamt, das Haus des Stiftens und Impact Werkstatt.
Der Kerngedanke ist, einen Leitfaden zur Zusammenarbeit zwischen Berater*innen und gemeinwohlorientierten Organisationen zu schaffen. In anderen Worten ist der Code of Good Practice eine Vereinbarung von Grundsätzen im Beratungsprojekt. So werden diese zielgerichtet und im Interesse des Gemeinwohles umgesetzt.
Welche Vorteile bietet ein Code of Good Practice für Beratungsunternehmen und gemeinnützige Organisationen?
Die festgelegten Richtlinien bringen Vorteile für alle Beteiligten, sowohl den beratenden Unternehmen, als auch den Vereinen, Non-Profits und sonstigen gemeinnützigen Organisationen.
Einheitliche Standards
Der Code of Good Practice legt in erster Linie einheitliche Standards und Verhaltensregeln fest. Beteiligte Parteien müssen sich an ihn halten. Dadurch soll Fairness und Transparenz in der Beratungsbranche, aber auch im Beratungsprozess gefördert werden.
Image und Qualitätsmerkmal
Wenn sich eine Organisation oder ein Unternehmen dem Code of Good Practice verpflichtet und diesen einhält, kann dies zu einem verbesserten Image führen. Insbesondere bei Dienstleistungen und somit auch bei Beratungsunternehmen ist das Image und eine gute Reputation wichtig, da diese dazu beitragen, das Vertrauen von Kund*innen, Investor*innen und der Öffentlichkeit zu gewinnen und den wirtschaftlichen Erfolg zu sichern. Der Code of Good Practice ist eine Art Qualitätssiegel und dient als Orientierung zur Wahl passender Beratungsunternehmen.
Förderung von Ethik und Nachhaltigkeit
Darüber hinaus soll der Code of Good Practice dazu beitragen, ethische Standards zu fördern und nachhaltige Geschäftspraktiken zu etablieren. Dies kann dazu beitragen, Umweltbelastungen zu reduzieren und soziale Verantwortung zu fördern. Dies ist besonders für gemeinwohlorientierte Organisationen ein wichtiges Merkmal, da soziale und ökologische Ziele über wirtschaftlichen Interessen stehen.
Vermeidung von Konflikten
Ein Code of Good Practice kann dazu beitragen, Konflikte zwischen den beteiligten Parteien zu vermeiden oder zu reduzieren. Da alle Parteien die gleichen Regeln einhalten müssen, können Missverständnisse oder Konflikte aufgrund unterschiedlicher Interpretationen von Regeln vermieden werden. Ein häufiger Grund für Konflikte ist eine fehlende oder inadäquate Kommunikation. Festgelegte Richtlinien fördern die Voraussetzungen für eine zielgerichtete Kommunikation.
Regulierung von Verhalten
Ein Code of Good Practice schafft die Vorlage für ein nachvollziehbares und konstantes Verhalten von Unternehmen und Personen. Insbesondere in Branchen, in denen gesetzliche Regelungen unzureichend sind, kann dieser eine wichtige Rolle einnehmen. Während gemeinwohlorientierte Organisationen oft nur einen eingeschränkten Handlungsrahmen haben, können Beratungsunternehmen mehr im eigenen Interesse handeln. Eigens geschaffene Richtlinien sollen diesem Ungleichgewicht entgegenwirken und somit verlässliche Verhaltensregeln für beide Seiten vorgeben.
Obwohl ein Code of Good Practice nicht rechtlich bindend ist, sollten verpflichtete Unternehmen einen Verstoß in jedem Fall vermeiden und gegebenenfalls einen solchen ahnden, da dieser Konsequenzen, wie etwa einen Reputationsverlust, nach sich ziehen kann.
Inhalt des Code of Good Practice
Nachdem wir wissen, was ein Code of Good Practice ist und welche Vorteile dieser mit sich bringen kann, wollen wir nun die konkreten Inhalte genauer betrachten.
Der Code of Good Practice zu Digitalisierungsberatung/- coaching für gemeinwohlorientierte Organisationen umfasst acht verschiedene Schwerpunkte, die ein erfolgreiches und zielgerichtetes Beratungsprojekt ermöglichen sollen.
- Gemeinwohlorientierung
An erster Stelle steht die Gemeinwohlorientierung, mit dem Ziel, eine wertorientierte und ethisch vertretbare Digitalisierung umzusetzen. Diese soll einen klaren Nutzen für die Organisationen sowie deren Zielgruppe haben und vorwiegend als Hilfsmittel zur Erreichung gemeinnütziger Ziele dienen. Teilhabe, Kollaboration, Transparenz und Verantwortung vor Mensch und Umwelt sind wichtige Merkmale, die im gesamten Beratungsprojekt zu berücksichtigen sind.
- Austausch auf Augenhöhe
Unternehmen und Organisationen, die sich dem Code of Good Practice verpflichten, sollen eine niedrigschwellige Unterstützung mit Fokus auf Teilhabe und Mitwirkung ermöglichen. Berater*innen und Coaches sind dazu angehalten, nicht nur ihr Wissen in die Organisationen zu tragen, sondern auch von ihnen zu lernen und damit einen wechselseitigen Austausch auf Augenhöhe zu etablieren. Damit soll sichergestellt werden, dass Mitarbeiter*innen und Ehrenamtliche zum Ende des Beratungsprojektes fähig sind, die digitalisierten Prozesse eigenständig und nachhaltig anzuwenden.
- Bedarfsorientierung
Für ein erfolgreiches Beratungsprojekt bedarf es ein gemeinsames Verständnis von Digitalisierung im individuellen Kontext, um realistische und sinnstiftende Projektziele zu formulieren. Die Organisationen geben ihre vorrangigen Ziele an, woraufhin das Beratungsprojekt nach diesen ausgerichtet werden kann. So soll sichergestellt werden, dass das Digitalisierungsvorhaben zielgerichtet umgesetzt wird und einen nachhaltigen Nutzen für die Organisationen hat.
- Partizipative Prozessgestaltung
Eine partizipative Prozessgestaltung umfasst die gemeinsame Entwicklung des Prozesses unter Berücksichtigung der zeitlichen und finanziellen Ressourcen der beteiligten Organisationen. Dabei werden auch der digitale Reifegrad sowie verfügbare (digitale) Kompetenzen betrachtet und gemeinsam weiterentwickelt. Die Fortschritte während des Prozesses werden ständig neu bewertet und überprüft, um gegebenenfalls Anpassungen vornehmen zu können.
- Komplementärberatung
Das Beratungsprojekt soll eine ganzheitliche Herangehensweise haben und dabei sowohl strategische als auch operative Herausforderungen berücksichtigen. Nicht nur die methodische Prozessbegleitung, sondern auch die technologische Fachberatung sind Teil des Projektes. Unter methodische Prozessbegleitung fallen beispielsweise Bedarfsanalyse, Bewertung des digitalen Reifegrads, Entwicklung einer digitalen Strategie oder Changemanagement. Die technologische Fachberatung umfasst zum Beispiel Design und Entwicklung von Websites, Strategien für soziale Medien, Implementierung von Verwaltungssystemen sowie Cybersecurity und Datenschutz. Die Intensität und Tiefe dieser Begleitung und Beratung sind wiederum abhängig von Bedarf und Ressourcen der gemeinwohlorientierten Organisationen.
- Gemeinsames Lernen
Im Verlaufe des Beratungsprojektes werden Lernerfolge, Ziele, Inhalte und Methoden kontinuierlich überprüft und neu bewertet. Bei Bedarf können diese somit unter Berücksichtigung von neuen Entwicklungen angepasst werden. Wichtig dabei ist eine offene Fehlerkultur – ähnlich wie bei Startups – in der Fehler und Probleme offengelegt werden, um diese zu beheben und daraus zu lernen. Dies bezieht sich auf beide Seiten des Beratungsprojektes, denn das Projekt kann nur erfolgreich abgeschlossen werden, wenn sich alle Beteiligten als Kooperationspartner verstehen und aktiv miteinander kommunizieren.
- Change Management
Die Notwendigkeit der aktiven Kommunikation bezieht sich auch auf das Change Management im Projekt. Veränderung und Anpassung an äußere Umstände in einer sich stetig weiterentwickelnden Welt ist der Kern eines Digitalisierungsprojekts. Darüber hinaus sind Qualifikation und Partizipation aller Beteiligten innerhalb der Organisation von Bedeutung, um eine höhere Akzeptanz bei Investoren, Mitgliedern und der Öffentlichkeit zu fördern. Zuletzt soll das Projekt nachhaltige Strukturen schaffen, um auch auf Dauer anpassungsfähig zu bleiben.
- Wissenstransfer
Ein Teil nachhaltiger Strukturen ist der Wissensaustausch zwischen Organisationen. Peer2peer Learning, sektorübergreifende Zusammenarbeit und geteilte Ressourcen sind ein wichtiger Bestandteil für nachhaltige Erfolge. “Lernen aus den Erfahrungen Anderer” kann eine gegenseitige Unterstützung fördern und Organisationen die Möglichkeit bieten, nachhaltig und gesund zu wachsen.
Die genannten Aspekte: Gemeinwohlorientierung, Austausch auf Augenhöhe, Bedarfsorientierung, partizipative Prozessgestaltung, Komplementärberatung, gemeinsames Lernen, Change Management und Wissenstransfer sollen den Erfolg eines Beratungsprojektes sichern. Sie geben Leitlinien für beide Seiten und dienen als Grundlage, aber auch als Maßstab für das Digitalisierungsvorhaben. Deshalb ist Kommunikation und die Ansprache bei Abweichungen in allen Bereichen wichtig, denn es kann sich jederzeit auf den Code of Good Practice berufen werden.
Wofür das Ganze?
Insgesamt kann ein Code of Good Practice dazu beitragen, ein besseres Geschäftsumfeld zu schaffen, das von Vertrauen, Nachhaltigkeit und Fairness geprägt ist. Besonders für gemeinwohlorientierte Organisationen ist die ethische Vertretbarkeit einer Beratungsleistung von großer Bedeutung, was wir mit der Verpflichtung zum Code of Good Practice signalisieren möchten. Sowohl wir als Beratung, als auch unsere Kund*innen können sich auf gesetzte Rahmenbedingungen verlassen und bei Verstoß darauf berufen. Wenn ihr noch mehr zum Code of Practice zu Digitalisierungsberatung/- coaching für gemeinwohlorientierte Organisationen wissen wollt, findet ihr weitere Informationen unter gut-beraten.digital.
Ihr findet das Konzept gut und wollt selbst Unterstützer*innen des Codes werden? Dann schreibt am besten direkt eine E-Mail an office@heldenrat-gmbh.de.
Wie die Beratung nach dem Code of Good Practice soll auch der Code selbst in Zusammenarbeit und im Austausch mit allen unterstützenden Organisationen und Interessensgruppen weiterentwickelt werden.
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